201202.03
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Hindustan Dainik, 03.02.2012, उल्टे रास्ते पर चलने की जिद ,
Sitaram Yechury, Mitglied Politbüro KPI (M)

Übersetzt aus dem Hindi:

Es scheint, als würde die Regierung Vorbereitungen treffen, um bereits in der ersten Februarwoche, ein Freihandelsabkommen (FTA) mit der Europäischen Union zu unterzeichnen. Dass sich die Europäische Union aktuell in einer ernsten Rezession befindet, und die Existenz des Euros gefährdet ist, bleibt vor Niemandem verborgen.
Somit ist es eindeutig, dass der alleinige Zweck des Freihandelsabkommens mit der Europäischen Union darin besteht, den indischen Markt aufgrund der schwer zu verkraftenden, ausbleibenden Gewinne für europäische Investitionen zu öffnen. Im Ergebnis werden jedoch die indischen Märkte mit hoch subventionierten europäischen Agrar- und Milchprodukten überschwemmt, wodurch unsere Bauern und unsere Landwirtschaft zu Nichte gemacht werden. Mehr als je zuvor befindet sich die indische Landwirtschaft in einer ernsthaften Krise.
Heute wo selbst staatliche Stellen Gründe anführen, den Bauern den zugesagten Mindestpreis zu gewähren und diese dazu gezwungen sind, ihre Ernte für nur ein Viertel des Preises zu verkaufen, wird unsere Wirtschaft für Europa geöffnet. Unsere Bauern werden somit einer noch größeren Notlage ausgesetzt. Es ist eine traurige Wahrheit, dass die Anzahl der Bauern im Land, die aus der Notlage heraus Selbstmord begehen, deutlich gestiegen ist. Ihre Notlage ist derart gestiegen, dass dadurch die Gefahr diverser neuer Probleme besteht.
Unumstritten sind die Ergebnisse der Freihandelsabkommen mit den entsprechenden ASEAN-Ländern. Insbesondere die Produzenten, die landwirtschaftliche Produkte für den Markt anbauen, vor allem jene in Kerala, sind bereits von den verheerenden Auswirkungen der Freihandelsabkommen betroffen.
Eindeutig ist, dass dies alles geschieht, um ausländische Investitionen anzuziehen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die UPA-Regierung jetzt sogar die Ausrede hervorgebracht, dass diese Investitionen dazu beitragen, die steigenden staatlichen Haushaltslöcher auszugleichen. Allerdings gehen die staatlichen Haushaltslöcher ganz von selbst zurück, wenn Zugeständnisse an Unternehmen und wohlhabende Personen zurückgenommen werden.
Bedenken Sie, wie diese Zugeständnisse dazu beigetragen haben, den Wohlhabenden mehr Wohlstand zu bringen und wie unter diesem Einfluss die Anzahl der Milliardäre im Land rasant gewachsen ist. Mittlerweile ist das gesamte Vermögen der Milliarde auf mehr als ein Drittel der gesamten inländischen Erträge gestiegen. Somit ist klar, dass die Vorgehensweise der UPA-Regierung ausschließlich darauf abzielt, ausländische Investitionen und Gewinne großer indischer Unternehmen zu erhöhen. Den Preis dafür zahlt die große Mehrheit der indischen Bevölkerung durch sinkenden Lebensstandard.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Regierung die ohnehin sehr niedrigen, öffentlichen Ausgaben im kommenden Budget noch weiter senkt, damit staatliche Ausgaben reduziert werden können. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass durch geringere, staatliche Haushaltsausgaben in diversen staatlichen Abteilungen und vor allem bei der Bahn hunderttausende Stellen wegfallen. Heutzutage hört man oft von Forderungen nach Ausgabenkürzungen, wodurch der vermeintlich kolossale Bürokratismus abgebaut werden soll.
Jüngste Studien belegen, dass in Indien das Verhältnis von Staatsbediensteten pro Kopf global betrachtet womöglich das niedrigste ist. Die Studien zeigen, dass in Indien insgesamt, d. h. sowohl auf der zentralen Ebene als auch auf der Ebene der Unionsstaaten, auf einhunderttausend Bürger lediglich etwas über 1.600 Bürger kommen, die beim Staat angestellt sind. In den USA hingegen ist diese Zahl mit 7.681 Bürgern in etwa fünf Mal so hoch wie in Indien. Separiert man hiervon noch die Angestellten der Bahn kommen in Indien auf einhunderttausend Bürger lediglich 125, die bei der Zentralregierung beschäftigt sind. In den Staaten der USA hingegen beläuft sich diese Ziffer auf ca. 800 Bürger.
Fakt ist, dass in Indien nicht ausreichend Anstrengungen unternommen werden, um grundlegende, soziale Bedürfnisse des Volkes zu befriedigen und die Voraussetzungen an innerer Sicherheit nicht gewährleistet sind. So beträgt beispielsweise in ganz Indien die Anzahl von Polizisten im Verhältnis zur Bevölkerung nicht einmal ein Drittel der Empfehlung. Es ist unnötig zu erwähnen, dass der Erfolg von ganzheitlicher Befriedigung in grundlegenden Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Sicherheit und dem ausreichenden Vorhandensein von Nahrungsmitteln maßgeblich vom Zustand des Systems abhängig ist. Diese Faktoren müssen der Bevölkerung auf existenzieller Basis zugänglich gemacht werden.
Zweifellos ist der Einwand absolut berechtigt, dass es aufhören muss, Gelder für Entwicklungsmaßnahmen und soziale Leistungen in großem Ausmaß zu unterschlagen.
(Der berühmte Kommentar von Rajiv Gandhi, der besagt, dass von einer Rupie, die die Regierung ausgibt, lediglich 5 Paisa beim Volk ankommen, wird hier sehr deutlich) Allerdings darf auch nicht vergessen werden, dass keine angemessene Struktur vorhanden ist, um die verfügbaren, geringfügigen Leistungen der Bevölkerung zugänglich zu machen.
Um soziale und finanzielle Bedürfnisse der Bevölkerung in grundlegenden Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Nahrungsmittelsicherheit zu erfüllen, müssen in der Realität gesellschaftliche Anstrengungen deutlich gesteigert werden. Allerdings erwägt die Regierung, die in geringer Anzahl vorhandenen staatlichen Angestellten weiter zu senken, um Defizite in der Staatskasse auszugleichen.
Somit wird die große Mehrheit der indischen Bevölkerung dem Aktionismus ausgeliefert, auf zweierlei Weise ignoriert zu werden. Auf der einen Seite befindet sich die liberale Wirtschaftspolitik, die die Gewinne ausländischer und indischer Investoren rücksichtslos erhöht und die große Mehrheit unserer Bevölkerung noch ärmer macht. Auf der anderen Seite werden die vorhandenen, geringen Leistungen und öffentlichen Privilegien für die Bevölkerung weiter gekürzt anstatt ein notwendiges Mindestsystem zu etablieren, um diese der Bevölkerung zugänglich zu machen.
(Kommentar des Autors)

(Quelle: http://www .livehindustan.com/news/editorial/guestcolumn/article1-story-57-62-215836.html)